top of page

Aktualisiert: 21. Juli 2024


Inhaltsverzeichnis




1. Das Missverständnis um ADHS:


ADHS ist ein Thema, das oft missverstanden wird. Viele Menschen denken, dass Betroffene sich einfach nicht konzentrieren können oder dass es eine "Kinderkrankheit" ist. Doch ADHS begleitet viele auch im Erwachsenenalter und beeinflusst ihr tägliches Leben auf vielfältige Weise. In diesem Beitrag möchten wir dir nicht nur erklären, was ADHS wirklich ist, sondern dir auch hilfreiche Strategien an die Hand geben, um besser mit den Herausforderungen umzugehen.


2. Was ist ADHS:


ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Es ist eine neurobiologische Störung, die sich durch Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität auszeichnen kann. Bei Erwachsenen äußert sich ADHS oft anders als bei Kindern. Du kannst dich zwar konzentrieren, aber oft gezwungenermaßen auf alles gleichzeitig. Du nimmst so viele verschiedene Details und Reize wahr, dass es schwer fällt, den Fokus zu behalten – es sei denn, du bist im sogenannten Hyperfokus. Das ist eine extreme Art sich zu konzentrieren, die neurodivergenten Menschen in die Wiege gelegt wird. Sowohl bei wichhtigen Aufgaben, als auch bei Kritik. Dann spricht man vom negativen Hyperfokus. Wenn man sich stundenlang sehr intensiv nur mit diesem Gefühlszustand, der Kritik oder jener Äußerung beschäftigen kann, es aber nicht schafft, die eigenen Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. (Negativspirale)




Neurologische Hintergründe und Ursachen

ADHS ist genetisch bedingt und wird durch Unterschiede in der Gehirnstruktur und -funktion verursacht. Neurowissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Bereiche des Gehirns, die für die Regulierung von Aufmerksamkeit und Impulskontrolle verantwortlich sind, bei Menschen mit ADHS anders arbeiten. Besonders betroffen sind das Frontalhirn, das für Entscheidungsprozesse und die Kontrolle von Impulsen zuständig ist, und das Belohnungssystem des Gehirns, das bei ADHS anders reagiert.



3. Mythen, ADHS Erwachsene


ADHS betrifft hauptsächlich Kinder

Das ist so nicht korrekt.

Viele Erwachsene haben die Diagnose ADHS erst spät im Leben erhalten. Bedeutet also viel eher, dass viele als Kinder nicht diagnostiziert wurden, als dass es nur Kinder betrifft.

Betroffene sind zu faul oder unmotiviert
In Wirklichkeit kämpfen sie alle hart, um ihre Aufgaben zu bewältigen, ihre Ziele zu erreichen, Erwartungen anderer Menschen zu entsprechen und schaffen nebenbei manchmal sogar mehrere Dinge gleichzeitig, wenn die Struktur und die Umgebung stimmen.


ADHS verschwindet im Erwachsenenalter
Viele glauben, dass ADHS eine Störung ist, die man "herauswächst".
Die Realität ist jedoch, dass ADHS eine lebenslange Störung ist.


ADHS ist nur eine Frage der Disziplin

ADHS ist keine Frage der Willenskraft oder Disziplin.

Es ist eine neurologische Störung, die spezielle Behandlung und Strategien erfordert. Menschen mit ADHS kämpfen oft lange gegen ihr eigenes Naturell, um genau diesen Tipps und Ratschlägen nachzukommen und das kann massive psychische Folgen für Betroffene haben.


Nur Jungen haben ADHS
Obwohl Jungen häufiger diagnostiziert werden, betrifft ADHS auch Mädchen und Frauen, die oft übersehen werden oder erst später im Leben eine Diagnose erhalten.

eine Frau mit einer Brille, die einen Turm aus Klötzen baut
ADHS Erwachsene: Konzentration ist vielfältig


4. Symptome von ADHS bei Erwachsenen:


Unaufmerksamkeit

Unaufmerksamkeit zeigt sich bei Erwachsenen oft durch das Gefühl, ständig überfordert zu sein. Du kannst dich zwar auf Aufgaben konzentrieren, doch es fällt schwer, den Fokus zu halten, besonders bei längeren oder weniger interessanten Tätigkeiten. Die ständige Ablenkbarkeit und das Gefühl, immer etwas zu vergessen oder zu übersehen, können frustrierend sein.

Hyperaktivität

Impulsivität

Emotionale Dysregulation




5. Forschungsergebnisse zu ADHS bei Erwachsenen:


  • Neurobiologische Grundlagen und Gehirnstrukturen Neuere Studien haben gezeigt, dass ADHS-Symptome bei Erwachsenen mit atypischen Interaktionen zwischen dem Frontalkortex und den tief im Gehirn liegenden Informationsverarbeitungszentren verbunden sind. Dies wurde durch die Analyse von über 10.000 funktionellen Gehirnbildern bei Jugendlichen mit ADHS nachgewiesen. Diese Forschung betont die Bedeutung spezifischer Hirnnetzwerke für das Verständnis von ADHS-Symptomen und könnte zukünftige Diagnose- und Behandlungsansätze beeinflussen​ (NIMH)​.


  • Medikamentöse Behandlung und neue Therapien Die Phase-3-Studien zur Wirksamkeit von Centanafadine, einem neuartigen Medikament zur Behandlung von ADHS bei Erwachsenen, haben vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Diese Studien zeigten, dass Centanafadine sowohl in der 200 mg als auch in der 400 mg Dosis signifikante Verbesserungen der ADHS-Symptome im Vergleich zu einem Placebo erreichte, unabhängig von der bisherigen Behandlungshistorie der Patienten​ (Psychiatric Times)​.


  • Genetische Faktoren und Risikofaktoren Eine interessante Untersuchung zu genetischen Risikofaktoren ergab, dass Frauen mit einem höheren genetischen Risiko für ADHS auch häufiger schwere emotionale und physische Misshandlungen durch intime Partner erleben. Diese Studie unterstreicht die komplexe Verbindung zwischen genetischer Veranlagung und psychosozialen Herausforderungen und hebt die Notwendigkeit hervor, diese Aspekte in Präventionsstrategien einzubeziehen​ (Psychiatric Times)​.


  • Symptomatik und Lebensqualität Ein systematischer Überblick über die biologische Mechanismen, Behandlungen und Ergebnisse von ADHS im Erwachsenenalter hebt hervor, dass ADHS eine lebenslange, chronische Erkrankung ist, die durch verschiedene neurokognitive Tests diagnostiziert und behandelt werden kann. Der Umgang mit komorbiden Störungen wie Depressionen und Angstzuständen spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung und kann die Lebensqualität erheblich beeinflussen​ (SpringerLink)​.



Diese aktuellen Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass ADHS bei Erwachsenen ein vielschichtiges und komplexes Störungsbild ist, das sowohl genetische, neurobiologische als auch psychosoziale Komponenten umfasst. Sie betonen die Notwendigkeit einer individuellen und umfassenden Behandlungsstrategie, die sowohl medikamentöse als auch therapeutische Ansätze berücksichtigt.

Für weitere Informationen und detaillierte Studienergebnisse gerne nochmal die Links durchklicken




6. Strategien für den Alltag


Zeitmanagement ist Key

Eine der größten Herausforderungen bei ADHS ist das Zeitmanagement. Verwende Kalender und To-Do-Listen, um deine Aufgaben zu organisieren. Setze dir realistische Ziele und plane regelmäßige Pausen ein, um Überlastung zu vermeiden.

  1. Kalender und Planer nutzen: Nutze digitale oder physische Kalender, um Termine und Aufgaben zu planen. Setze dir tägliche, wöchentliche und monatliche Ziele.

  2. To-Do-Listen erstellen: Schreibe dir To-Do-Listen mit Prioritäten. Teile große Aufgaben in kleinere, machbare Schritte auf.

  3. Erinnerungen setzen: Verwende Wecker oder Apps, die dich an wichtige Aufgaben und Termine erinnern.


Hyperfokus sinnvoll nutzen

Erkenne die Zeiten, in denen du im Hyperfokus bist, und nutze sie für wichtige Aufgaben. Achte jedoch darauf, auch hier Pausen zu machen, um Erschöpfung zu vermeiden.


  1. Aufgaben priorisieren: Nutze den Hyperfokus für wichtige und komplexe Aufgaben, die volle Konzentration erfordern.

  2. Pausen einplanen: Setze dir Erinnerungen, um regelmäßig Pausen einzulegen, um Übermüdung zu vermeiden.

  3. Umgebung gestalten: Schaffe eine Arbeitsumgebung, die dich unterstützt, indem du Ablenkungen minimierst und benötigte Materialien griffbereit hast.


Strukturiertes Arbeitsumfeld

Schaffe dir eine ablenkungsarme Umgebung. Das bedeutet, dass du deinen Arbeitsplatz so gestaltest, dass dich so wenig wie möglich von deinen Aufgaben ablenkt.


  1. Ordnung schaffen: Halte deinen Arbeitsplatz sauber und organisiert, um visuelle Ablenkungen zu minimieren.

  2. Technologie nutzen: Verwende Apps und Programme, die Ablenkungen blockieren, wie z.B. Website-Blocker oder Fokus-Apps.

  3. Regelmäßige Pausen: Plane regelmäßige kurze Pausen ein, um dich zu erholen und neu zu fokussieren.


Ernährung & Bewegung

Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können helfen, die Symptome von ADHS zu lindern. Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Proteinen, Omega-3-Fettsäuren und komplexen Kohlenhydraten.


  1. Ausgewogene Ernährung: Achte auf eine Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist. Vermeide übermäßigen Konsum von Zucker und Koffein.

  2. Regelmäßige Bewegung: Integriere tägliche Bewegung in deinen Alltag, sei es durch Sport, Spaziergänge oder Yoga.

  3. Schlafhygiene: Achte auf ausreichend Schlaf und eine regelmäßige Schlafroutine.




Coaching und Therapie: Wege zur Selbsthilfe

Professionelle Unterstützung kann dir helfen, besser mit ADHS umzugehen. Coaching und Therapie bieten dir Werkzeuge und Techniken, um Struktur in deinen Alltag zu bringen.


1. Verhaltensstrategien

Ein Therapeut kann dir helfen, Verhaltensstrategien zu entwickeln, die auf deine individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das kann von der Verbesserung deiner Selbstorganisation bis hin zur Stärkung deiner sozialen Fähigkeiten reichen.

  1. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Diese Therapieform hilft, negative Denkmuster zu erkennen und zu ändern.

  2. Achtsamkeit und Meditation: Techniken zur Förderung der Achtsamkeit können helfen, die Aufmerksamkeit zu verbessern und Stress zu reduzieren.

  3. Soziale Fertigkeiten: Training von sozialen Fertigkeiten kann helfen, Beziehungen zu verbessern und Missverständnisse zu vermeiden.


2. Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Diese sollte jedoch immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen und Teil eines umfassenden Behandlungsplans sein.

  1. Stimulanzien: Medikamente wie Methylphenidat oder Amphetamine können helfen, die Konzentration zu verbessern.

  2. Nicht-Stimulanzien: Medikamente wie Atomoxetin oder Guanfacin sind Alternativen zu Stimulanzien.

  3. Regelmäßige Überwachung: Eine regelmäßige Überwachung durch einen Arzt ist wichtig, um die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen der Medikamente zu kontrollieren.


3. Selbstverständnis und Akzeptanz

Ein wichtiger Teil der Therapie ist es, Selbstverständnis und Akzeptanz zu entwickeln. Verurteile dich nicht selbst für Dinge, die dir schwer fallen. Erkenne deine Stärken und arbeite daran, diese gezielt einzusetzen.

Selbstreflexion: Nimm dir regelmäßig Zeit, um über deine Erfolge und Herausforderungen nachzudenken.

  1. Selbstfürsorge: Achte auf dich selbst und nimm dir Zeit für Aktivitäten, die dir Freude bereiten und dich entspannen.

  2. Unterstützung suchen: Suche den Austausch mit anderen Betroffenen oder Selbsthilfegruppen, um dich verstanden und unterstützt zu fühlen.


Fazit

ADHS bei Erwachsenen ist eine ernstzunehmende Störung, die das Leben in vielen Bereichen beeinflusst. Doch mit den richtigen Strategien und professioneller Unterstützung kann man lernen, besser damit umzugehen und sein volles Potenzial auszuschöpfen. Wenn du davon betroffen bist: Denke daran, dass du nicht allein bist – es gibt Hilfe und viele Menschen, die ähnliche Herausforderungen meistern. Hol dir die Unterstützung, die du brauchst, und gib dir selbst die Chance, in einem strukturierten und verständnisvollen Umfeld an dir und deinen individuellen Herausforderungen zu wachsen.


 
 
 

Comentários


Nutzen Sie Coaching als Werkzeug für eine berufliche und private Neuorientierung, in eine Richtung, die nicht nur Sinn, sondern auch glücklich macht.

bottom of page